Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst (SPA0001)

Saalemündung © Stefan Ellermann (LAU)Saalemündung © Stefan Ellermann (LAU)

Größe [ha]:19.185
Landkreise und kreisfreie Städte:Anhalt-Bitterfeld; Stadt Dessau-Roßlau; Salzlandkreis; Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Aken (Elbe); Einheitsgemeinde Stadt Bitterfeld-Wolfen; Einheitsgemeinde Stadt Kemberg; Einheitsgemeinde Stadt Coswig (Anhalt); Einheitsgemeinde Stadt Zerbst/Anhalt; Einheitsgemeinde Stadt Barby; Einheitsgemeinde Stadt Dessau-Roßlau; Einheitsgemeinde Stadt Lutherstadt Wittenberg; Einheitsgemeinde Muldestausee; Einheitsgemeinde Stadt Raguhn-Jeßnitz; Einheitsgemeinde Stadt Oranienbaum-Wörlitz

Gebietsbeschreibung

Das 19.185 ha große EU SPA Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst erstreckt sich entlang der Elbe von Griebo (Elbe-km 229) bis Barby (Elbe-km 294) und südlich von Dessau entlang der Mulde bis zum Muldestausee nördlich von Bitterfeld. Ein räumlich getrenntes Teilgebiet von 59 ha befindet sich zwischen Roßlau und Coswig nördlich der Elbe bei Klieken. Teile des EU SPA wurden als EU SPA Steckby-Lödderitzer Forst bereits 1992 an die EU-Kommission gemeldet (DORNBUSCH et al. 1996). Dieses Gebiet wurde bei der Überarbeitung der Gebietsvorschläge für das Natura 2000-Netz in den folgenden Jahren stark vergrößert und im Jahr 2000 unter der Bezeichnung EU SPA Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst an die EU-Kommission übermittelt. 2003 wurde das EU SPA nochmals flächenmäßig erweitert und war in der oben genannten Ausdehnung Bestandteil der Meldetranche 2004 an die EU-Kommission. Das Vogelschutzgebiet wurde 2018 mit Inkrafttreten der Landesverordnung Natura 2000 (N2000-LVO LSA) rechtlich gesichert. Des Weiteren ist es fast vollständig Bestandteil der FFH-Gebietskulisse und des länderübergreifende UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Im Bereich des Vogelschutzgebietes befindet sich das NSG "Crassensee", das NSG "Krägen-Riß", das NSG "Mittelelbe zwischen Mulde und Saale", das NSG "Saarenbruch-Matzwerder", das NSG "Schönitzer See" sowie das NSG "Untere Mulde" (Interaktive Karte der NSG).

Neben der Ausweisung als EU SPA und als bedeutendes Vogelschutzgebiet (IBA) ist das Gebiet auch als Feuchtgebiet von nationaler Bedeutung anerkannt, was seine herausragende Bedeutung für ziehende und rastende Vogelarten hervorhebt (SEELIG & PATZAK 2005). Das EU SPA befindet sich im Naturraum des Elbe-Mulde-Tieflands mit Anteilen an den Dahlen-Dübener Heiden und dem Elbe-Elster-Tiefland. Die Hauptanteile der Fläche entfallen auf die Landschaftseinheiten Dessauer Elbetal und Muldetal. Im Nordwesten ragt das SPA nördlich der Elbe in das Zerbster Ackerland und südlich der Elbe in das Untere Saaletal hinein. Es ist durch das Urstromtal der Elbe und die nördlich gelegenen Endmoränen der Saalekaltzeit geprägt. Fluviatile Kiese und Sande bedecken die Niederung. Hier finden sich grundwasserbeeinflusste Böden wie Vegen und Gleye auf den auenlehmbedeckten Niederungen. Die Niederterrassen bestehen aus Geschiebemergel oder Flugsanden, auf denen Gleye anstehen. In höheren Bereichen stehen Gley-Braunerden an. An einigen Stellen bildeten sich Dünen, die teils mit Kiefern bestockt sind (DORNBUSCH et al. 1996).

Die Elbe besaß bereits historisch eine große Bedeutung für die Flussschiffahrt. Heute ist sie ein internationaler Schifffahrtsweg und wird als Bundeswasserstraße genutzt und unterhalten. Die Niedrigwasserregulierung für die Verbesserung der Schifffahrt wurde bereits 1936 abgeschlossen. Hochwasserschutz und Wasserbau führten u. a. zum Verlust von über 80 % der Überschwemmungsflächen, zur Festlegung des Flussbetts sowie zu Strukturverlust im Gewässer, im Uferbereich und im Vorland (PUHLMANN et al. 2009). Trotz der starken anthropogenen Einflüsse hat sich entlang der Mittelelbe ein in Mitteleuropa herausragendes Ökosystem mit großflächigen Hartholzauenwäldern erhalten. Mit der Verbesserung der Wasserqualität der Elbe und ihrer Zuflüsse nach 1990 erfolgte zudem eine schnelle Wiederbesiedlung mit auen- und gewässertypischen Tier- und Pflanzenarten. Die strukturreichen Auen der Mittleren Elbe und der Mulde sind durch wechselnde Wasserstandsextreme geprägt. Hochwasser führt zu periodischer Überflutung, während es bei Niedrigwasser zeitweise zu starker Austrocknung kommen kann (DORNBUSCH et al. 1996).

Zahlreiche Altwasser, Altarme, Feuchtwiesen und Auenwälder strukturieren das Gebiet. Die Hartholzaue, v. a. mit Stieleiche, Esche, Flatter- und Feldulme, stellt den größten zusammenhängenden Auenwaldkomplex Mitteleuropas dar (SEELIG & PATZAK 2005). Weichholzauen sind als Säume entlang der Altwasser und der Elbe erhalten. Ehemals flächenhafte Bestände von Weiden und Pappeln wurden weitestgehend zu Gunsten von Grünland gerodet, jedoch finden sich im gesamten Gebiet noch einzelne Baumgruppen. Ein Großteil der Kulturlandschaft wird von weitläufigen Grünlandflächen eingenommen. Es dominieren artenarme, intensiv genutzte Feucht- und Frischwiesen, aber auch artenreichere Flutrasen, Brenndolden-Rasenschmielenwiesen oder Mädesüß-Hahnenfußwiesen treten auf. Auf geeigneten Standorten kommen Dünen und Trockenrasen sowie xerotherme Staudenfluren und Gebüschreihen vor.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Das EU SPA Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst stellt den größten zusammenhängenden Auenwaldkomplex Mitteleuropas dar. Durch die weitgehend natürlich erhaltene Elbeaue mit ihren naturnahen Nebenflüssen und mehr als 1.500 Stand- und Fließgewässern kommt dem Gebiet eine überregionale und sogar internationale Bedeutung im Vogelschutz zu. Auch die umliegende Kulturlandschaft beinhaltet sehr abwechslungsreiche Biotope, wie z. B. Röhrichte, Grünland und Trockenrasen (SEELIG & PATZAK 2005).

Ausgewählte Vogelarten nach Anhang I der VogelschutzrichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Brutvögel

In diesem reich strukturierten und naturnahen EU SPA wurden bereits über 130 Brutvogelarten nachgewiesen (DORNBUSCH et al. 1996). Darunter treten viele wertgebende Arten mit bedeutenden Bestandszahlen auf, so dass das Gebiet für mehr als zehn Brutvogelarten (insbesondere Greifvogelarten wie Fischadler, Wespenbussard, Rohrweihe, Rotmilan, Schwarzmilan und Seeadler) eines der fünf bedeutendsten Brutgebiete dieser Arten in Sachsen-Anhalt darstellt (C6-Kritierium). So fanden SEELIG & PATZAK (2005) auf einer 5.700 ha großen Fläche jeweils 25 BP des Rot- und des Schwarzmilans. Der Schreiadler wurde erstmals 1965 im Gebiet nachgewiesen (ROCHLITZER 1993). Seit 1999 werden regelmäßig Brutzeitbeobachtungen des Schreiadlers aus dem Gebiet gemeldet (SEELIG & PATZAK 2005).

Als Auenwaldbewohner des Steckby-Lödderitzer-Forstes sind weiterhin Schwarzstorch, Kranich, Grauspecht, Schwarzspecht und Mittelspecht zu nennen. Wie an der sehr hohen Dichte der Spechtarten (insbesondere des Mittelspechts) zu erkennen ist, sind die artenreichen Hartholzauen mit ihrem hohen Altholzanteil von überregionaler Bedeutung. Mit 500 bis 550 BP des Mittelspechts beherbergen die Hartholzauen des SPA 15,7 % des Landesbestandes und etwa 1,4 % des Bundesbestandes, so dass dem Gebiet eine nationale Bedeutung für diese Art zukommt (SEELIG & PATZAK 2005). An den Böschungen der Flutrinnen und Altarme findet der Eisvogel geeignete Bruthabitate. Der Flussuferläufer brütet an mehreren Stellen der Elbeufer. Die Schilf- und Röhrichtzonen der Seen und verlandenden Altwasser werden von Rohrdommel, Zwergdommel, Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Blaukehlchen, Schilfrohrsänger und Drosselrohrsänger besiedelt. Der Bestand des Tüpfelsumpfhuhns schwankt von Jahr zu Jahr und wird von SEELIG & PATZAK (2005) aktuell mit einer Spanne von 2 bis 15 BP angegeben. Während im Erfassungsjahr 2004 nur ein Rufer registriert wurde, konnte PATZAK (1997) 15 Reviere nachweisen.

Im Bereich der Seen brüten Knäkente und Löelente (SEELIG & PATZAK 2005). Aus dem Jahr 2002 liegt eine Beobachtung einer nestbauenden Schwarzkopfmöwe vor (FISCHER & DORNBUSCH 2004). Im Jahr 2008 brütete erstmals 1 Paar Flussseeschwalben an der Alten Elbe Klieken (SCHWARZE 2010). In den Elbewiesen und im Feuchtgrünland treten Wachtelkönig, Kiebitz und Bekassine als Brutvögel auf. Auch gelangen hier Brutverdachtsfeststellungen bzw. Brutzeitbeobachtungen von Sumpfohreule und Wiesenweihe. Das strukturreiche Halboffenland wird in hoher Dichte von Neuntöter und Sperbergrasmücke besiedelt. In der Steckbyer Heide kommt die Heidelerche vor (SEELIG & PATZAK 2005).

Rastvögel

Neben seiner Bedeutung als Brutgebiet hat das EU SPA auch eine bedeutende Funktion als Rast- und Überwinterungsgebiet für eine Vielzahl von Wasservögeln. Mehr als 130 Vogelarten wurden hier auf dem Zug oder während der Überwinterung nachgewiesen. Regelmäßig halten sich im Gebiet mehr als 20.000 Wasservögel auf, so dass die IBA-Kriterien A4iii und C4 erfüllt sind. Hervorzuheben sind insbesondere die hohen Rastbestände der Saatgans, für die das Gebiet die Kriterien B1i und C3 erfüllt. Aber auch Krickente, Reiherente, Schellente und Gänsesäger kommen in beachtlicher Zahl vor. Während der Zugzeiten halten sich über Tausend Kraniche und Goldregenpfeifer sowie mehrere Tausend Kiebitze und zahlreiche Bekassinen im Gebiet auf.

Literatur

verändert nach:

MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

Links / Dokumente

Hauptteil (N2000-LVO LSA)

Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

Das Vogelschutzgebiet beinhaltet das am 21. Dezember 2018 in Kraft getretene Naturschutzgebiet "Mittelelbe zwischen Mulde und Saale". In diesem Bereich wird das Gebiet mittels der NSG-Verordnung rechtlich gesichert. Insofern sind in diesem Bereich ausschließlich die Regelungen der NSG-Verordnung anzuwenden. Die Natura 2000-Landesverordnung gilt an dieser Stelle nicht.

Verordnung des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt über das Naturschutzgebiet „Mittelelbe zwischen Mulde und Saale“
(Diese Datei enthält Lesezeichen, um Ihnen die Navigation in der Verordnung zu erleichtern.)

Anlage 1
Detailkarte 1
Detailkarte 2
Detailkarte 3
Detailkarte 4

Änderungsverordnung zur Ergänzung der Verordnung: VO v. 02.12.2020 (Amtsbl. d. LVwA LSA, Nr. 12 v. 15.12.2020), Karten zur Änderungsverordnung

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