Rossel, Buchholz und Streetzer Busch nördlich Roßlau (FFH0062)

Rosselwiesen © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbHRosselwiesen © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH

Größe [ha / km] 203 / 21
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg; Stadt Dessau-Roßlau
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Coswig (Anhalt); Einheitsgemeinde Stadt Dessau-Roßlau

Gebietsbeschreibung

Der als FFH-Gebiet ausgewiesene Bachabschnitt der Rossel im „Roßlau-Wittenberger Vorfläming“ beginnt unmittelbar westlich der Bundesautobahn A9 nördlich Köselitz und endet an der Mündung in die Elbe nahe der Wasserburg Roßlau. In das Schutzgebiet sind ein aus Richtung Streetz kommender Seitenbach einschließlich seiner Niederung und das NSG „Buchholz“ zwischen der Buchholzmühle und der Eisenbahnstrecke Roßlau-Belzig einbezogen. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Buchholz (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Die Rossel weist in weiten Abschnitten charakteristische und lebensraumtypkennzeichnende Arten des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (10 ha) auf. Stete Arten sind Berle (Berula erecta), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum), Berchtolds Zwerg-Laichkraut (Potamogeton berchtoldi), Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus), Gemeiner Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) und Bachbunge (Veronica beccabunga). Bemerkenswert ist weiterhin das Vorkommen des Wassermooses (Fontinalis antipyretica) und einzelner Exemplare der Wasserfeder (Hottonia palustris). Zwischen der Ortslage Thießen und der Eisenbahnstrecke besitzt das Fließgewässer einen naturnahen Gewässerlauf mit Mäandrierungen, Prall- und Gleithängen, Fließgeschwindigkeits- und Substratdifferenzierung, Alt- und Totholzstrukturen sowie Biberdämmen.
In der Seitenbachniederung nordwestlich der Ortslage Meinsdorf befindet sich ein kleines Stillgewässer mit Gemeinem Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) und Weißer Seerose (Nymphaea alba), das dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (0,1 ha) zugestellt werden kann.

Als typische Wälder kommen Erlen-Eschen-Wälder, Erlen-Brüche und Eichen-Hainbuchen- Wälder im besonderen Schutzgebiet vor. Dabei konzentrieren sich die Vorkommen der Erlen-Eschen-Wälder auf den Bereich des NSG „Buchholz“ sowie auf die Ufer des Bachlaufes der Rossel. Punktuell kommen hier Winkelseggen-Erlen-Wälder und Quell-Erlen-Wälder vor, die dem FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (21 ha) angehören. Hier kommt der Märzenbecher (Leucojum vernum) vor. Auf den mineralischen, nährstoffreicheren Standorten finden sich Bestände des FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (96 ha). Sie werden von Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus) als Hauptbaumarten sowie Hänge-Birke (Betula pendula) und Winter-Linde (Tilia cordata) als Nebenbaumarten gebildet. Charakteristisch sind die Vorkommen der Schuppenwurz (Lathraea squamata). Das NSG „Buchholz“ beherbergt zudem einen kleinen Bestand des FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (0,2 ha).

Feuchte Hochstaudenfluren des FFH-LRT 6430 (13 ha) siedeln bandförmig an den Ufern der Rossel sowie flächig auf bachnahen Feuchtgrünlandbrachen. Die Brachen sind bereits vollständig in Hochstaudenfluren umgewandelt. Dabei handelt es sich vorwiegend um nitrophile Flussufersaumgesellschaften. Bemerkenswerte Arten sind u. a. Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Flügel-Hartheu (Hypericum tetrapterum), Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Rosenrotes Weidenröschen (Epilobium roseum), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) und Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre). Kräuterreiche Hahnenfuß-Rasenschmielen- und Labkraut-Fuchsschwanz-Wiesen bilden den FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (11 ha) und kommen im NSG „Buchholz“ nahe der Ortslage Thießen und in der Niederung des Seitentales westlich von Meinsdorf vor. Hervorzuhebende Arten sind u. a. Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Kümmel-Silge (Selinum carvifolium), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi). Teilweise sind Gesellschaften der Feuchtwiesen ausgebildet. Hier treten Arten wie Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) auf.

Fauna

Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) besiedeln das Gebiet auf der gesamten Länge. Die Funktion des Gewässers als Migrationskorridor von der Elbe nach Norden ist jedoch durch die fehlende Gewässeranbindung im Oberlauf eingeschränkt. Der Bachlauf einschließlich der angrenzenden Waldgebiete stellt sich als gutes Jagdgebiete für zahlreiche Fledermausarten dar. Neben der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) wurden hier u. a. Großer und Kleinabendsegler (Nyctalus noctula, N. leisleri), Brandt- und Wasserfledermaus (Myotis brandtii, M. daubentonii) sowie Zwerg- und Mückenfledermaus (Pipistrellus pipistrellus P. pygmaeus) nachgewiesen. Die Waldgebiete bieten auf Grund des hohen Anteils von Altholz eine große Anzahl an Quartieren. Diese werden z. T. sogar zum Überwintern genutzt, wie z. B. durch den Großen Abendsegler (J. Berg, mdl. Mitt.).
Der Moorfrosch (Rana arvalis) findet in den Vernässungssenken der Erlen- und Erlen-Bruchwälder des FFH-Gebietes geeignete Laichplätze. Im Bodengrund des naturnahen Mittellaufes der Rossel zwischen Bräsen und Mühlstedt wurden an mehreren Stellen Bachneunaugen (Lampetra planeri) im Larvenstadium (Querder) nachgewiesen, so dass von einer Besiedlung des gesamten Fließgewässers mit einem reproduktiven Bestand ausgegangen werden kann.

Bemerkenswerte Insektenarten sind die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia), deren Larven 2002 in der unteren Rossel nachgewiesen wurden, sowie der Heldbock (Cerambyx cerdo), für den jedoch nur noch wenige Brutbäume existieren. 

Literatur: 50, 207, 212, 224, 233, 264, 287, 391, 407, 413, 512, 553

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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